Die Perfektion der Werbung
Was mich dazu brachte, über Perfektion in der Werbung nachzudenken?
Diese bezaubernde Dame!
Letzte Woche war ich das erste Mal seit langer Zeit wieder im CinnemaxX. Normalerweise gehe ich ja lieber in Programmkinos. Für „Embrace“ habe ich aber eine Ausnahme gemacht. Am 11.05.2017 sollte es das einmalige Event geben, was ich leider verpasst hatte. Als meine Freundin mir dann letzten Dienstag Bescheid gab, dass er noch am gleichen Tag wiederholt werden würde, fand ich mich einige Stunden später im Kinosaal wieder.
EMBRACE ist ein mitreißender Dokumentarfilm, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Deshalb möchte ich die Eindrücke auch gernemit Dir teilen.
Die Rahmenhandlung des Films wird auf der Embrace Facebook Seite so beschrieben:
„Medien, Werbung und Gesellschaft geben ein Körperbild vor, nach dem wir uns selbst und andere immer wieder bewerten und verurteilen. Die australische Fotografin und dreifache Mutter Taryn Brumfitt wollte das nicht mehr hinnehmen. Sie postete ein ungewöhnliches Vorher/Nachher-Foto ihres fast nackten Körpers auf Facebook und löste damit einen Begeisterungssturm aus. Durch ihren Post, der über 100 Millionen Mal in den sozialen Netzwerken angesehen wurde, rückte sie das Thema Body Image in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Gleichzeitig befreite sie sich selbst von dem ungesunden Streben nach dem „perfekten“ Körper. Mit ihrem Dokumentarfilm möchte Brumfitt allen, die unter den vermeintlichen Schönheitsidealen leiden, einen Gegenentwurf vorstellen: EMBRACE!
Taryn Brumfitt begibt sich auf eine Reise um den Globus, um herauszufinden, warum so viele Frauen ihren Körper nicht so mögen, wie er ist. Sie trifft auf Frauen, die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Bodyshaming und Körperwahrnehmung haben. Der Film inspiriert und verändert die Denkweise über uns und unsere Körper. Taryns Botschaft lautet: Liebe deinen Körper wie er ist, er ist der einzige, den Du hast! Zu den Protagonisten des Films zählt auch Nora Tschirner (KEINOHRHASEN, SMS FÜR DICH, Tatort: Weimar), die zugleich als Executive Producerin EMBRACE mitproduziert hat.“
Ein beeindruckendes Projekt der Fotografin Taryn Brumfitt und aller, die an diesem Projekt beteiligt waren. In der Dokumentation werden so unterschiedliche und tolle Frauen gezeigt. Es geht nicht nur um Kilos. Da stellt man sich automatisch die Frage, inwiefern einen das selbst betrifft. Natürlich stecken wir alle in der Mühle mit drin. Und machen auch noch mit…
Quelle / © Beitragsbild: http://www.embrace-derfilm.de
Wir sind es einfach gewohnt, dass Werbung Perfektion zeigt! Wie steht es also mit mir und meiner Bildbearbeitung? Früher habe ich als externe Post Producterin große Kampagnen retuschiert. Ich habe einigen Stars Falten und Orangenhaut weg, dafür mehr Brust und Haar retuschiert. Das liegt jetzt schon einige Jahre zurück. Und natürlich waren es Kundenwünsche und Aufträge und nicht mein eigenes, persönliches Empfinden. Aber wie sieht es heute aus?
Ich komme ich mehr zur Natürlichkeit! Einige meiner Fotos sind komplett unretuschiert. Sie haben allenfalls einen schönen Look. Und Gott sei Dank gibt es Kunden, die das genauso haben möchten. Andere sind „angefasst“, aber nach meinem persönlichen Stil, der relativ natürlich ist. Was heißt das jetzt genau? Bei einem Close-up Portraitfoto reduziere schon mal die Augenringe und Falten, aber ich glätte sie nicht komplett weg. Menschen sind eben keine Schaufensterpuppen. Hautunreinheiten und Pickel sind tagesabhängig, daher nehme ich sie weg. Aber ich achte darauf keine Muttermale oder typische Merkmale wegzunehmen. Genau diese Kleinigkeiten sind es doch, die uns individuell machen. Das kleine Grübchen an der Wange oder die frechen Sommersprossen auf der Nase.
Viele wissen es wahrscheinlich nicht mehr, aber seien wir mal ehrlich: Zu Analogzeiten habe ich genauso im Labor gestanden, Masken angewendet und kleine Ausbesserungen mit dem Pinsel gemacht. Kleine Verbesserungen gab es also schon immer.
Hier ist mal ein Beispiel von Fotograf George Hurrell und einem Portrait der Schauspielerin Joan Crawford von 1931. Quelle: petapixel.com
Nur sollten wir es nicht übertreiben. Meine Freundin arbeitet in der Personalabteilung und führt viele Bewerbungsgespräche. Sie hat schon von Fällen berichtet, bei denen sie verwundert war, wer dort zur Tür herein kam. Weil die Bewerbungsfotos so stark von der Realität abwichen, dass sie die Bewerber kaum wieder erkannte…
Letzten Endes muss wohl jeder seinen eigenen Weg finden mit der Küstlichkeit und Perfektion der Werbung umzugehen. Auf jeden Fall regt „Embrace“ zum Nachdenken und Infragestellen an. Und das ist auch gut so. Ich kann ihn nur empfehlen und wünsche viel Spaß beim Angucken. Übermorgen gibt es noch eine Gelegenheit in in der Movie Night der Elbyogis in Wedel.
Aber schreib mir gerne einen Kommentar, wie Du über die Perfektion denkst. Ich freue mich darauf!
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